206 – gesellschaftskritisches Heiserschreien

Foto: Ralf Kornman

Was veranlasst Musiker, sich nach einer Ziffer zu benennen? Zahlenmystik? Das passt zwar zum gezwungen verkopften Anspruch, der oft hinter nebulösen Texten steckt, doch weit gefehlt.

206 ist auch die exakte Knochenanzahl des menschlichen Skeletts. Da man sich als Hörer schnell unter den Mühlen des Molochs der modernen Gesellschaft zermahlen fühlt, die in Sänger Tim Völkers düsteren Worten auferstehen, käme das hin. Richtige Antwort ist dennoch: das Gesamtgewicht des Trios! Das klingt jetzt irgendwie banal, ist aber bereits erstes Anzeichen einer Absage an Markt-Anbiederung. Einfach nicht soviel Gewese um Belangloses machen, der Inhalt zählt. Und der ist tiefgründig. Das Metier der Formation aus Halle ist jetzt nicht neu, bereitwillig wird sich mit Zorn und Weltschmerz durch abgemagerten Deutsch-Punk und NDW im Stile der Fehlfarben an einer Gesellschaft der Perspektivlosigkeit und Ja-Sager abgearbeitet. Doch trotz des Allgemeinplatzes und der großen Chance, im Vergleich mit alten Granden zu scheitern, reiht sich 206` Debüt “Republik der Heiserkeit” nahtlos ein. Nicht zuletzt durch die Scharfzüngigkeit, die durch die polarisierende Melange aus Konsumkritik und Politisierungforderung der satten Jugend abverlangt, den Arsch hoch zu bekommen. Kritiker meinen, die “Retter des Punk” sind da. Kein leichtes Erbe, auch wenn nun vielzüngig gelobt Totgesagtes neuen Elan verströmt.

Mir geht es darum, dass wir bewusst Sachen sagen und unsere Art von Musik so machen, dass es die Leute vor den Kopf stößt, als dass sie sich darin wohlfühlen, wie eine Decke, die sie sich umlegen, eher die kalte Tür nach draußen.

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