Mastodon im C-Club oder „Wenn Soundbreikotze den Raum durchwabert“

Album mit Maß, live `ne Farce?

Es gibt diese Situationen, wenn zu viel Können auch zu viel ist. Nein, das soll jetzt kein Versuch sein, Musiker dazu zu nötigen, doch auch mal auf Sparflamme zu musizieren. Nichts könnte mir ferner liegen. Immer her mit dem Bombast! Jedoch ist ein leider weit verbreitetes Problem – gerade bei Formationen, die unter dem Banner “progressiv” firmieren -, dass vielschichtige Perlen, die auf dem Album noch in Hochglanz an das Hörerohr getragen wurden, auf der Bühne kaum umsetzbar sind oder live nur unter Einbußen bei der Soundqualität funktionieren. Denn wenn Gitarristen neben Glissandisperenzien, Tapping und Flaggeoletts mit erdiger Härte aufturnen, verliert sich alles oft in vernebelndem Gewaber.

Im Studio mag all das durchsetzbar sein, wenn ein professioneller Tonmeister durch Raumverteilung versucht, die grobschlächtige Vielfalt auf mehrere Ebenen zu verteilen. Live wirkt der Eindruck nach – wie Jack Letten (Sänger der dt. Hardcore-Formation SMOKE BLOW) es einmal treffend beschrieb -, “Soundbreikotze” würde den Raum durchwabern. Auch MASTODON, die Bartträger aus Atlanta, verloren durch das lästige Phänomen einen Abend lang an Gunst. Seit Jahren sind sie nun Flaggschiff der progressiven Metalszene und mit ihrem Konglomerat harter Einflüsse aus Sludge, Progressive Metal und Mathcore längst etablierter Wegbereiter einer Szene mathematischer Saitenkunst. Auch wenn selbst Metallehrmeister wie Jakob Kranz (Moderator der ehem. Fritz Radio-Sendung „Stahlwerk“) frohlocken und kaum ein schlechtes Haar in der Suppe finden mögen, ich fand im C-Club an diesem Abend  so einige.

Da nützt es wenig, wenn die vier Saiten- und Fellhexer dem Ur-Rüsseltier auch lange nach dem Pleistozän und nach Zu-Grabe-Tragen ihrer alchemistischen Grundordnung der vier Elemente (Feuer, Wasser, Erde, Luft) weiterhin den Stoßzahn halten. Da nützt es wenig, dass The Hunter in meiner Anlage rauf und runterläuft, weil das Album – sagen wir, wie es ist – schlichtweg der Knaller ist. Was zurückbleibt, ist lediglich ein Abend, an dem ich trotz reicher Kenntnis aller Alben manchmal raten musste, welcher Song gerade gespielt wird.